Gemälde restaurieren: was steckt dahinter?

Gemälde restaurieren: Was steckt dahinter?

Nahaufnahme eines Restaurators, der mit feinem Pinsel und Restaurierungsmaterial ein klassisches Gemälde sorgfältig restauriert

Mit unseren Lieblingskunstwerken verbinden wir nicht nur ein schönes Bild, sondern auch besondere Geschichten und Erinnerungen, an die wir gerne zurückdenken. Je älter ein Gemälde wird, desto anfälliger wird es für Schmutz, ausbleichende Farben und unterschiedliche Schäden. Damit die Qualität und die Aussagekraft des Kunstwerks so lange wie möglich bewahrt werden können, gibt es Möglichkeiten, es zu schützen. In diesem Artikel beleuchten wir, was hinter der Restauration eines Gemäldes steckt und wie Sie auch selbst dafür sorgen können, dass Sie viele Jahre Freude an Ihrem Kunstwerk haben werden.

Was versteht man unter einer Gemälderestaurierung und warum ist sie so wichtig?

Die Restaurierung von Gemälden und Wandmalereien hat einen wichtigen Stellenwert in der Kunst- und Kulturgeschichte. Experten unterscheiden in dieser Fachdisziplin zwischen der Restaurierung und der Konservierung von historischen Objekten.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen und Tipps zur Restaurierung und Pflege von Gemälden wurden nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Bitte beachten Sie jedoch, dass insbesondere die Restaurierung wertvoller oder historisch bedeutender Kunstwerke stets mit Sorgfalt und Fachkenntnis erfolgen sollte. Wir empfehlen, im Zweifelsfall oder bei größeren Schäden unbedingt einen qualifizierten Restaurator zu Rate zu ziehen. Die Umsetzung der hier vorgestellten Methoden erfolgt auf eigene Gefahr, und wir übernehmen keine Haftung für etwaige Schäden, die durch unsachgemäße Anwendung entstehen könnten.

Restaurierung

Restauratorische Maßnahmen werden vor allem zur besseren Lesbarkeit, zur Wiederherstellung des Originalzustandes und zum Verständnis der historischen Bedeutung des Kunstwerks eingesetzt. Hierzu gehören die Reinigung der Bildoberfläche, das Entfernen von Firnissen und die Kittung abgeplatzter Stellen sowie die Retusche von Fehlstellen und die Übermalung von Farbabreibungen.

Sehen Sie hier die Schritt für Schritt Restaurierung eines historisches Ölgemäldes von 1840:

Konservierung

Im Fokus der konservierenden Maßnahmen steht das präventive Vorgehen gegen den Verfall und für die Stabilisierung des Kunstwerkes. Beispiele hierzu sind das Schließen von Rissen im Gewebe, das Reparieren von beschädigten Holztafeln und die Festigung der Malschicht.

Interessante Einblicke, wie Gemälde nach einer professionellen Reinigung aussehen:

Präventive Konservierung

Neben den zwei Hauptdisziplinen gibt es noch die präventive Konservierung. Fachleute widmen sich hierbei den Umgebungsbedingungen des Kunstwerks, um einer Qualitätsminderung entgegenzuwirken. Eine Verglasung, das Anfertigen eines Rückseitenschutzes und das Sicherstellen von optimalen Standortvoraussetzungen in Bezug auf Beleuchtung und klimatischen Bedingungen stehen im Vordergrund.

Eine Konservierung oder Restaurierung soll nur dann vorgenommen werden, wenn das Kunstobjekt durch Zerstörung oder Verfall an Bedeutung und Funktion verloren hat. Gründe, warum sich der Zustand eines Kunstobjekts verschlechtern kann, sind mitunter häufige Transporte. Gemälde als Ausstellungsstück werden in vielen unterschiedlichen Museen und Galerien gezeigt oder wechseln den Besitzer – eine Umplatzierung ist also nicht selten. Jeder Transport und jedes neue Aufbereiten birgt ein Risiko für Schäden. Andere Ursachen sind Klimaveränderungen, Verschmutzungen, Wasser- und Brandschäden und unprofessionelle Vorrestaurierungen.

Ein Mann betrachtet ein abstraktes Gemälde mit einem Vergrößerungsglas, um seine Aufmerksamkeit auf die Details zu lenken
Ein Restaurator restauriert sorgfältig ein klassisches Gemälde mit feiner Präzision

Wie wird ein Gemälde restauriert?

1. Untersuchung

Vor der eigentlichen Restaurierung steht eine gründliche Untersuchung des Kunstwerkes an. Der Aufwandsgrad der Restauration ist von vielen Faktoren abhängig, deswegen prüft der Fachmann im ersten Schritt, in welchem Zustand sich das Gemälde befindet. Restaurator*innen untersuchen die Maltechnik und den Bildträger des Kunstwerks und stellen fest, welche Verschmutzungen und Schäden vorliegen. Außerdem dokumentieren sie den Erhaltungszustand und die Qualität der Farben sowie die Verfassung der Leinwand. Alle Ergebnisse werden fotografisch und schriftlich festgehalten.

Die Untersuchung kann mit der Lupe oder dem Mikroskop durchgeführt werden, ultraviolettes Licht stellen materialtypische Fluoreszenzen fest. Bei manchen Analysen ist auch eine Materialprobe von Bindemittel, Pigmenten oder Holz erforderlich.

Tipp: Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Ihr Kunstwerk restauriert werden soll, kann ein Gutachten über den Erhaltungszustand des Gemäldes Auskunft geben.

Ein Kunstrestaurator in einem rosa Hemd untersucht mit einer Lupe ein gerahmtes Gemälde, umgeben von Regalen mit Restaurierungswerkzeugen und -zubehör

2. Recherche

Welche Restaurierungsmaßnahmen und Materialien die Restaurator*innen ergreifen, hängt von diesem Schritt ab. In diesem befassen sie sich mit der Herkunftsgeschichte des Kunstwerks. Dazu recherchieren sie alle wichtigen Informationen zum Künstler oder zur Künstlerin und zu deren Gesamtwerk. Darüber hinaus werden Maltechniken und Materialien analysiert, da die Verwendung von bestimmten Farbpigmenten und Malmittel in jeder Epoche sehr unterschiedlich war. Je besser sich die Restaurator*innen mit Stil, Technik und Werk des Künstlers auskennen, umso professioneller gelingt die Restaurierung.

3.  Häufige Schäden, Maßnahmen und Kosten

Kunsthistorisch bedeutende Gemälde sind viele Jahre äußeren Einflüssen und Veränderungen ausgesetzt. Typische Verfallserscheinungen und Schäden sind:

  • Verschmutzungen, z. B. durch Ruß, Rauch und Staub
  • Vergilbungen und Verdunkelungen
  • Risse, Kratzer, Beulen, Löcher
  • Firnisabnahme, durch die das Bild an Farbkraft verliert
  • Fehlerhafte Bearbeitung durch eine unsachgemäße Restauration

Auf Grundlage der Schäden und der zuvor ausgewerteten Untersuchung wählen die Restaurator*innen ein geeignetes Restaurierungsverfahren aus.

Die häufigsten Arbeiten bestehen aus dem Entfernen von Verschmutzungen und Vergilbungen mit Skalpellen und Lösungsmittel, dem Schließen von Löchern und Rissen mit Glasfasergewebe sowie Nadel und Faden, das Ausgleichen von Fehlstellen oder Farbabreibungen mit Farbe und Pinsel, das Auftragen von Firnis als eine Schutzschicht und das Applizieren von Blattgold am Rahmen. Einige Restaurator*innen bieten auch die Reparatur der Rahmen an, indem sie Stuck zur Modellierung von Rahmenschäden verwenden.

Der Zustand des Kunstwerks und der Schweregrad der Verschmutzung entscheiden darüber, wie aufwendig die Restaurierung wird. Die Kosten für eine Restaurierung sind abhängig von der Größe des Bildes, dem Arbeitsaufwand und der Erfahrung der Restaurator*innen. In der Regel können Sie mit einem Stundensatz zwischen 50 € und 100 € rechnen.

Tipp: Lassen Sie sich vor der Restaurierung einen Kostenvoranschlag ausstellen. Viele Restaurator*innen bieten diesen Service auch mit einer Ferneinschätzung mithilfe von Fotos an.

Diese interessante Reportage zeigt einen Restaurator bei der Arbeit:

Was steckt hinter dem Berufsbild von Restaurator innen?

Hinter dem Berufsbild des Restaurators steht eine lange Tradition. Während früher eine handwerkliche Ausbildung Voraussetzung war, ist mittlerweile ein Abschluss mit dem Studienfach Konservator/in-Restaurator/in an einer Fachhochschule erforderlich. Nach dem dreijährigen Bachelorstudiengang gibt es die Möglichkeit, einen Masterabschluss zu erwerben. Dieser ist notwendig, wenn man sich als Restaurator*in selbständig machen will.

Restaurator*innen haben während ihrer Ausbildung die Option, sich auf bestimmte Bereiche zu spezialisieren, wie z. B. Gemälde und Skulpturen. Zusätzliche Kurse und Auslandsaufenthalte helfen dabei, Wissen und erlernte Kompetenzen zu vertiefen.

Die Anforderungen an Restaurator*innen sind hoch angesetzt. Um einen der begehrten Studienplätze zu ergattern, muss eine Eignungsprüfung bestanden werden. Grundvoraussetzungen sind Interesse an Kunst, Architektur und Innenausstattung sowie handwerkliches und gestalterisches Geschick, eine sorgfältige Arbeitsweise, analytisch-konzeptionelle Fähigkeiten und ein hohes Qualitätsbewusstsein.

Restaurator*innen arbeiten entweder selbstständig in ihren eigenen Restaurierungswerkstätten oder sind bei Museen, Archiven und in der Forschung angestellt.

Ein Restaurator restauriert ein historisches Gemälde unter fokussiertem Licht, das Präzision und Detailtreue zeigt
Ein Kunstrestaurator restauriert ein strukturiertes Gemälde sorgfältig mit einem feinen Pinsel unter dem Mikroskop und legt dabei großen Wert auf Präzision und Detailtreue

Wie kann ich mein Gemälde bestmöglich pflegen oder selbst restaurieren?

Eine fachkundige Gemälderestaurierung sollte immer die erste Wahl sein, wenn Sie die ursprüngliche Ausdruckskraft Ihres Kunstwerks wiederherstellen möchten. Bestimmte Restaurierungstechniken wurden in einer langjährigen Ausbildung gelehrt und erfordern viel Erfahrung und Expertenwissen. 

Die große Kunst der Restaurator*innen besteht darin, die Lesbarkeit des Objekts wiederherzustellen und dabei so wenig Spuren wie möglich an der Substanz zu hinterlassen. Eine unprofessionelle Restaurierung kann den Zustand des Gemäldes noch verschlimmern und es zusätzlich beschädigen. Vor allem bei alten und wertvollen Gemälden sollten Sie sich an qualifizierte Restaurator*innen wenden. 

Trotzdem gibt es einige Tricks und Tipps, die selbst Laien umsetzen können, um ihr Gemälde bestmöglich zu pflegen. Diese Empfehlungen beziehen sich nur auf Ölgemälde. Gemälde, die mit Acryl-, Aquarell- oder anderen Farben gemalt wurden, sind nur schwer zu reinigen.

  • Ist das Gemälde leicht verschmutzt durch einen Firnisfilm, lässt sich dieser sanft mit Terpentinöl entfernen. Beachten Sie aber, dass sich neben dem Schmutz auch die Farbe leicht lösen kann. Wenn Sie die Verschmutzungen entfernt haben, tragen Sie mit einem Firnispinsel oder mit einem mit Seide umhüllten Wattebausch eine schützende Schicht mit Leinölfirnis auf. Die neue Firnisschicht lässt die Farben strahlen und schützt vor Verschmutzungen und UV-Strahlen.
  • Mit einem feinen Pinsel oder einem Staubwedel lassen sich Staub und andere Verschmutzungen ebenfalls sanft abtragen.
  • Oftmals liest man den Tipp, Gemäldeoberflächen mit Brot-, Kartoffel- oder Zwiebelstücken zu reinigen. Dies sollten Sie aber unbedingt vermeiden, da sich die enthaltene Stärke negativ auf Bildträger wie Leinen auswirken kann. Außerdem können sich durch die Behandlung mit Lebensmitteln Mikroorganismen ausbreiten, die das Bild langfristig zerstören.
  • Vorsorglich sollten Sie einen geeigneten Platz für Ihr Gemälde finden, dieser hängt von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Sonneneinstrahlung ab. Generell ist jeder Platz zu empfehlen, der keine großen Schwankungen in der Luftfeuchtigkeit aufweist und der nicht direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist. Nicht ratsam ist daher das Aufhängen im Keller, Bad, Küche oder über Heizkörpern.
  • Leerstellen oder kleine Flecken lassen sich mit den richtigen Farben ausbessern. Dafür sind neben speziellen Pinseln und verschiedenen Farben aber auch viel Erfahrung und ein gutes Auge unverzichtbar.

  • Bei einer beschädigten Bildschicht oder Leinwand, einer Alt-Firnisabnahme und bei Leinwand Neubespannungen empfehlen wir Ihnen, sich vorab an erfahrene Restaurator*innen zu wenden.

Das Kurzvideo zeigt die spannende Geschichte des berühmten Gemäldes Salvator Mundi des Malers und Universalgenies Leonardo da Vinci. Das Bild wurde nach einer aufwendigen Restaurierung im Jahre 2017 für 450 Millionen Dollar bei einer Auktion von Christie’s verkauft und gilt damit als das teuerste Gemälde, das jemals versteigert wurde:

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Bildnachweis: © KunstLoft